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NACHRUF AUF RENÉ CLEMENCIC

René Clemencic
* 27. Februar 1928 in Wien
† 8. März 2022

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Foto © Daniela Clemencic
* 27. Februar 1928   † 8. MÄRZ 2022

Am 8. März ist der Komponist, Dirigent und Instrumentalist René Clemencic verstorben. Er war Leiter des weithin berühmten Clemencic Consorts, eines Ensembles, das als eines der ersten im deutschsprachigen Raum Musik vom Mittelalter bis zum Barock auf historischen Instrumenten interpretierte und von 2005 bis 2019 einen eigenen Zyklus im Wiener Musikverein hatte. Er war mit Edda Clemencic (geb. Rischka) verheiratet, aus der Ehe gingen die Töchter Verena und Daniela hervor. Seit 2012 war René Clemencic Mitglied der ÖGZM.

René Clemencic kam am 27. Februar 1928 in Wien zur Welt. Er studierte Philosophie und Musikwissenschaft an der Pariser Sorbonne, dem Collège de France und Philosophie sowie der Universität Wien, an der er 1956 mit der Dissertation „Sein und Bewußtsein bei Louis Lavelle“ den Doktortitel erlangte. Zeitgleich studierte er Blockflöte und Cembalo in Wien, Berlin und Nijmegen (NL). Seine Lehrer waren u.a. Erwin Ratz (Musikalische Formenlehre), Josef Polnauer (Musiktheorie) und Johannes Schwieger (Zwölftonlehre nach Josef Matthias Hauer). Seit 1957 trat Clemencic als Instrumentalsolist (Blockflöten, Clavichord) und Leiter des eigenen Ensembles „Musica Antiqua“, das sich die klangtreue Realisierung der Musik der abendländischen Vergangenheit zur Aufgabe gemacht hatte, international in Erscheinung. Von 1962 bis 1979 unterrichtete er an der Wiener Musikhochschule (heute: MDW) Konzertfach Blockflöte. Seit 1966 betreute er den „Musica Antiqua“-Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1968 gründete der Experte für historische Aufführungspraxis ein weiteres Ensemble für Alte Musik, das als Clemencic Consort Konzerte auf der ganzen Welt gab. Es erschienen weit über 100 Tonträger mit Clemencic als Solist und als Dirigent des Clemencic Consorts wie auch anderer Ensembles. Überdies war Clemencic international als Vortragender tätig. Er wurde mit Preisen wie Edison, Grand Prix du Disque, Diapason d’Or, Prix Cecilia u.v.m. ausgezeichnet und erhielt 1989 die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien sowie 1997 den Musikpreis der Stadt Wien.

Sein kompositorisches Oeuvre umfasst u.a. die lateinische „Missa Mundi“ (1981), das instrumentale Oratorium „Unus Mundus“ (1986), die Ballettpantomime „Drachenkampf“ (1987), das „Opus für Flöte und Streicher“ (1991), das Oratorium „Kabbala“ (1992), die Kammeroper „Der Berg“ (1993; Text von Konrad Bayer), das Klaviertrio „Jeruschalajim“ (1995), das monumentale Oratorium „Apokalypsis“ (1995-96; Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien) – eine Gesamtvertonung der Offenbarung des Johannes in altgriechischer Sprache, das Oratorium „Reise nach Niniveh“ (1999), das Konzert „Feuertrunken / Concerto per archi“ (2000), Stabat Mater (2001), das Klaviertrio „Das Haus“ (2004), die Operelle „Monduntergang“ (2006), die Kammeroper „Nachts unter der steinernen Brücke“ (2008/09; Libretto: Kristine Tornquist nach Leo Perutz) sowie das Oratorium und Schattenspiel „Gilgamesch“ (2015; Text von K. Tornquist). Namentlich in vielen seiner szenischen Werke verbinden sich Stilmittel der Alten und der zeitgenössischen Musik zu einer aufregenden, höchst subjektiven Klangsprache. Über sich selbst sagte Clemencic: „In meinen Kompositionen geht es mir primär nicht um die Herstellung von Kunstwerken, nicht um Ästhetisches, sondern um das Wirken der Klänge als solche in ihrer ursprünglichen Magie“ (zitiert nach www.clemencic.at). Seine Werke, die z.T. auch auf LP und CD eingespielt wurden, erscheinen beim Ariadne Verlag.

Die ÖGZM wird ihrem ehemaligen Mitglied ein würdiges Andenken bereiten.

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